Die Reise geht weiter...

Miriam and Xavier
Miriam and Xavier

...nachdem mir mein gut 10 Jahre altes Zelt in regnerischen Naechten einige Schwachstellen aufgezeigt hat und die ersten Tropfen in Plastiktueten verschwanden, kamen mir erstmals Gedanken, dass ein Neues vielleicht eine Investition in die Zukunft sein koennte. Aber gut...dafuer hab ich jetzt wirklich keine ZEIT!!! In einer Woche will ich schliesslich in Barcelona bei meiner Kumpeline Lisa sein. Das Trampen verlaeuft am ersten Tag gleich recht vielversprechend und ich finde mich am Abend nicht nur in der, durch ihr Stierrennen bekannt gewordenen, Stadt Pamplona, sondern auch gleich auf einem gemuetlichen Bett bei meiner Couchsurfer Gastgeberin Miriam wieder. Dort bleibe ich 2 Naechte lang. Highlights waren meine 2. Tortilla nach meinem Auslandstudiums in Finnland 2010, sowie ein workout um den naeherrueckenden Triathlon gewappnet zu sein. Dem gegenüber steht das ein oder andere Bierchen mit Miriam und ihrem Swing-Tanzpartner Xavier in einer der zahllosen Bars, um mein Leistungsvermoegen auf einem mittelmaessigen Niveau zu halten. Schließlich will ich den anderen Triathleten auch noch eine Chance lassen. 

Pamplona ist wirklich eine schoene Stadt, die mehr als 2 Tage verdient gehabt haette. Waehrend der naechsten Tage plane ich meinen weiteren Reiseverlauf und ueberweise viel zu viel Geld nach Mauritius. Aber hey ich verrate euch jetzt noch nicht wo es im November hingehen soll!

Aasgeier
Aasgeier

Der naechste angedachte Stop war ein Campingplatz ca. 30km ausserhalb Pamplonas. Maria, eine Oekomutti, erbarmte sich meiner und brachte mich kurzum zu meinem auserkohrenen Ziel. Leider war der Campingplatz geschlossen und Maria nahm mich selbstredend mit zu ihrer Gemeinschaft ins "eco village". Eine Gemeinschaft wie ich sie auch aus Mittelherwigsdorf kenne! :D

Fuer 6€ durfte ich mein Zelt neben 2 Dutzend gackernden Huehnern beziehen und die kalte Dusche nutzen. Spaeter verriet man mir, dass ich nur ein paar Minuten haette warten muessen. Wirklich oekologisch!!! Egal. Dafuer nahm mich Maria am selben Tag noch mal mit in die Stadt und zeigte mir einen Wanderweg der durch einen Canyon fuehrte. Am Ende das Highlight. Eine eingestuerzte Bruecke aus dem 19. Jahrhundert, bei der auf der gegenueberliegenden Seite, der Geier auf seine, in die Schlucht stuerzende, Beute wartete! 

Am naechsten Morgen ging es bei Zeiten weiter. Die Kinder mussten schliesslich in die Schule und hatten bereits im Auto ihre erste Englischstunde. Leider war dann auf der Strasse nicht viel los, doch die naechste "Oekologin" namentlich Marta nahm mich mit auf die Reise und schmiss mich erst in Katalonien auf meinen Wunsch hin wieder raus. Wir sprechen von Lleida. Die westlichste Stadt Kataloniens und eine wichtige dazu. Hier wird schliesslich ein enormer Anteil der heimischen Kalthopfenschale produziert. Sonst gibt es aber nicht wirklich viel zu entdecken. Doch ich finde mich am naechsten Morgen in einem Biotop wieder, in dem so richtiges Campingfeeling aufkam. Nun sind es noch ca. 150km bis Barcelona. Zeitlich bin ich auch sehr gut im Rennen. Da kann mich auch ein 10km Marsch, von einer kaum befahrenen Raststaette ins naechste Staedtlein, nicht runterziehen. Eine kurze 10 minuetige Fahrt mit einem Katalanen, der so gut wie kein Englisch verstand, lies mich aber zum ersten mal einen spanischen Fussball-Radiokommentator das wohl wichtigste Wort waehrend eines Spiels schreien hoeren. GOOOOOOOOOOOOOOOOOOL!!!! Messi sei Dank! Der Tag neigt sich dem Ende und ich bin kurz davor, mir ein Plaetzchen fuer die Nacht zu sichern als Magí, ein ca. 60jaehriger Ingenieur mich aufgabelte und bis nach Barcelona mitnahm. Und als ob das nicht genug gewesen waere, lud er mich, nach kurzer Absprache mit seiner Frau Marta, zu sich nach Hause ein. Eine riesige schlauchartig angelegte Wohnung mitten im Herzen Barcelonas, die frueher einmal Platz fuer 5 Familienmitglieder bot. An diesem Tag, sollte sie das wieder tun, obwohl die 2 Soehne bereits ausgezogen, dafuer aber eine Sprachstudentin aus England und ein Weltenbummler aus Deutschland mit am Tisch sassen. Als juengstes Mitglied der Familie sei die 15jaehrige Txeill [schell] zu nennen, die fuer ihr Alter wirklich sehr gut Englisch sprach. Bei Omelette, Salami, Kaese, Pflaume und Kaki wurde das taegliche Loch im Magen typisch katalanisch wieder gefuellt. Nach dem Fruehstueck und einer mehrmaligen Verabschiedung am nächsten Morgen, klatschte ich wieder in die Haende, schaute nach links, nach rechts und entschied mich geradeaus zu gehen. Bei der naechsten Metro-Station angekommen, nahm ich eine Verbindung in den Norden, etwas ausserhalb des Zentrums. Ich hatte mir, da ich noch einen Tag bis zur Ankunft bei Lisa ueberbruecken musste, ein Hostel mit Pool (fuer das Schwimmtraining!) in den Bergen ausgesucht und wurde belohnt. Bereits auf dem Weg dorthin stockte mir jedoch kurz der Atem! Ein Wildschwein! Unmittelbar vor mir und neben einer Bushaltestelle, mammpfte genuesslich Eicheln. Als es mich wahrnahm, erschrak es kurz und rannte Gott lob in die andere Richtung. Aber nur bis zur naechsten Pfuetze aus der es dann weiterhin genuesslich soff. Ich durfte passieren und kurz spaeter im Hostel einchecken. Interessant an dem Hostel war u.a., dass hauptsaechlich Menschen mit koerperlicher oder geistiger Behinderung dort angestellt waren. Daumen hoch! Dazu hatte ich standardmaessig das groesste Zimmer, da kein anderer mit mir den 16er Betten Schlafsaal teilen wollte!

Martin und Lisa
Martin und Lisa

Bei Lisa angekommen, war die erste Massnahme eine Dusche und die Verlagerung aller Habseeligkeiten auf den kleinen Balkon. Erst danach fand der kommunikative Austausch mit ihr und ihrem oesterreichischen Freund Martin statt. Ich erklaerte, dass ich gleich weiter muesse und mich mit Oli, einem weiteren Freund aus der Heimat, und seiner Freundin Elena zum Pizzaessen verabredet habe. In der Pizzeria angekommen, waren noch etwa 10 weitere Freunde der beiden vor Ort und mir wurde erklaert, dass es neben dem ueblichen "Montags ist Pizzatag" auch ein "after wedding" Treffen war. Oli und Elena hatten das Wochenende zuvor geheiratet, waehrend ich mit Wildschweinen abhing! 😭 Dazu waren weitere Freunde aus der Heimat da, die ich allesamt verpasste! Nun gut immerhin waren Pizza und Bier einer kleiner Trostbringer. Die naechsten Tage erkundete ich mit Martin oder auf eigene Faust die Stadt, legte einen Trainings- und Relaxtag (4,5km Schwimmen, 1h Spinning, Whirpool und Sauna) im alten Olympiabecken von ´92  ein oder hatte eine schoene Zeit auf einer after-work Party auf der Dachterrasse bei Lisa´s Arbeitsstelle. Ausserdem musste ich mir, im Falle einer moeglichen Teilnahme beim Indian Ocean Traithlon auf Mauritius 😉, neue Rennradschuhe besorgen. Nach dem Abklappern einiger Radgeschaefte fand ich ein preiswertes Paar und durch Zufall auch eine neue Sonnenbrille auf der Expo des Barcelona Triathlons, dem ich zufaellig beiwohnte!

 

Wir befinden uns nun mittlerweile in Woche 4 und so langsam aber sicher sollte auch mal eine Party drin sein oder!? Und was macht man da? Genau! Erstmal einen neuen Abschnitt beginnen :)

 

Ich sage Lisa und Martin "hasta luego", da die beiden weiteren Besuch erwarteten und checke in einem Partyhostel ein! Heute will ich es wissen! Alles laeuft perfekt. Ich lerne gleich beim gemeinsamen Abendessen fuer 6€ (Bier incl.) ein Dutzend Leute kennen und wie jeden Abend in diesem Hostel, startet eine Gruppe motivierter Partygaeste die erste Runde Bierpong! Mein Team und ich  (Cerwingauskas⛹️‍♂️) werden zu den Champions des Abends gekroent und als der Hostelguide alle vor dem Hostel versammeln liess, entschied ich mich noch schnell dazu, nebenan zum Geldautomaten der Deutschen Bank zu rennen. So viel Zeit muss sein. An dieser Stelle moechte ich kurz verweilen damit sich jetzt jeder einen moeglichen Ausgang der Geschichte ueberlegen kann! ;) .................................................................................................................................................................................................

 

Ich schiebe also die Kreditkarte in die dafuer vorgesehene Oeffnung, schaue nach links zur Gruppe, dann wieder zum Bildschirm, noch mal zur Gruppe. "Argh...immer wenn´s mal schnell gehen muss" denk ich mir und warte weiter geduldig. Nach 15-20 Sekunden werde ich leicht nervoes. "Ach was soll´s, am Ende des Blocks hab ich auch noch einen gesehen!" denke ich und druecke auf Abbruch! Abbruch!.....Aaaaaaabbruch!!!! Nichts passiert. Ein Mann hinter mir, bemerkt mein verzweifeltes Druecken auf den roten Knopf und waehlt so gleich die Servicenummer. Die Gruppe ist mittlerweile weg, aber das ist mir nun auch egal. Meine Karte ist schliesslich da drin. Der Mann reicht mir sein Handy und ich spreche mit der freundlichen Stimme auf der anderen Seite. Wir probieren gemeinsam eine Tastenkombination durch. Leider ohne Erfolg. Ich frage, was ich noch tun kann. Er meint, dass ich jetzt nur noch zur Zentralbank gehen kann. Die haben 24h geoeffnet! Alles klar. ca. 1,5km durch die Strassen gerannt. Die Party ist fuer mich eh vorbei und das Training hat so eben wieder begonnen. An der Zentralbank angekommen, laufe ich um das Gebaeude und finde eine Klingel. Ich klingel wild und es ertoent eine leise und verschlafene Stimme. Ich erklaere mein Anliegen, ohne wirklich zu verstehen, ob die Stimme das interessiert oder nicht. Kurz darauf ist Ruhe. Ich warte noch kurz und klingel erneut. Keine Reaktion mehr! Kurz geflucht und dann zurueck zum Hostel. Auf dem Weg zum Hostel lass ich die Aktion am Automaten noch einmal Revúe passieren, und stelle fest, dass ich die Kombination (u.a. bestehend aus meiner PIN) falsch eingegeben hab. Die Hoffnung kehrt auf einmal wieder zurueck und ich sprinte zum Automaten zurueck. Vielleicht bekomm ich ja mit der richtigen Eingabe meine Karte doch noch wieder. Dort angekommen, blinkt der Automat wieder froehlich und laed den naechsten unwissenden Touristen ein, seine Karte los zu werden. Die Fehlermeldung ist weg und ich gehe haengenden Kopfes zurueck zum Hostel. Ich erzaehle meine Geschichte dem Personal und die wissen schon Bescheid. "Das passiert oefters. Ist womoeglich ein Diebstahl!" Gut zu wissen. Also gleich die Karte gesperrt und alles erforderliche in die Wege geleitet! Erfahrung damit habe ich ja bereits 2016 in Kambodscha gesammelt!

 

Wer sich nun fragen sollte, wie ich nun zukünftig an Geld kommen soll, dem sage ich - Western Union - ...einfach gegen 5€ Gebuehr den gewuenschten Betrag auf eines der Western Union Konten ueberweisen, Ausweis bereithalten und Geld an einer WU Akzeptanzstelle abholen. Damit war zumindest die Party am naechsten Abend ein voller Erfolg und ich konnte meine Reise entlang der Costa Brava (oestlich von Barcelona) spaeter fortsetzen. 

Mit Monica und Lua(Hund)
Mit Monica und Lua(Hund)

Das Wetter dieser Tage war leider nicht so gut oder schwer berechenbar. Immer wieder Regen, Wind, Gewitter oder eben Costa Brava Wetter. Daher trampte ich nur etwa 30km oestlich auf einen Campingplatz (mit Pool ;) ) und schmiedete weiter eifrig Plaene. Ich entschied mich dazu, entgegen meiner Absicht Girona einen Besuch abzustatten, doch in Richtung Valencia aufzubrechen. Schliesslich muessen dafuer noch knapp 400km ueberbrueckt werden. Mit dem kostenlosen Shuttle des Campingplatzes bin ich also 2 Tage später wieder zurueck nach Barcelona und weiter Richtung Tarragona. Eine Stadt etwa 100Km südwestlich von Barcelona entfernt. Fader Beigeschmack an der Sache war jedoch, dass ich dafuer satte 4 Tage benoetigte. Hier nun ein kleiner Einblick in das Tagebuch eines Weltenbummlers.

 

14.10. Liebes Tagebuch....

Ein Glueckstag?

Ich weiss es nicht! Eigentlich begann der Tag genau wie ein solcher. Nach einem guten Fruehstueck bei Regen im Zelt, einer ordentlichen Morgentoilette und einem mehr und mehr aufklaerenden Himmel, setze ich meine Reise auf einer parallel zur Schnellstrasse verlaufenden Nebenstrasse fort. Mein Ziel? Eine Auffahrt in ca. 1,5km Entfernung. Das GPS lotst mich, statt der direkten Route am Rande der Schnellstrasse, zu einem Umweg von ca. 500m. Nix da! Ich  nehme den direkten Weg und werde alsbald fuer meine Entscheidung belohnt. Im Herbst fallen naemlich auch in Spanien die Blaetter (oder sollte ich lieber sagen "die Blueten"!?) von den Baeumen. Ein 20€ Schein schrie mir foermlich zu "schnell heb mich auf!" Und so nahm das "Glueck" seinen Lauf. Am Zielort angekommen, musste ich feststellen, dass mich dieser kaum weiterbringen wuerde. Nach 20 Minuten packte ich alles wieder ein, wollte gerade los laufen als ein "Spaninder" (Spanien + Indien) anhielt, um mir mitzuteilen, dass er nicht in meine Richtung faehrt. Dennoch bat ich ihn mich die 1,3km bis zur naechsten Abfahrt mitzunehmen. Beim Aussteigen stolperte ich beinahe ueber ein 10 cent Stueck und dachte erneut: "Wow, was fuer ein Glueck, dass ich beim Stolpern nicht lebensgefaehrlich gestuerzt bin.". Gutgelaunt wartete ich eine weitere Stunde, bevor ich mich dazu entschloss, noch einen letzten Versuch bei einer ca. 4km entfernten Auffahrt zu unternehmen. Ich marschierte weiter, taetigte einen Sonntagseinkauf mit dem frischerworbenen Herbstlaub und wurde, wie so oft, von Hunden angebellt, die zu glauben scheinen, ich haette eine riesige Wurst auf dem Ruecken. Am "Ziel" meines kurzlebigen Traumes angekommen, wartete ich 2 weitere vergebliche Stunden und frug mich, was ich nur falsch machte!? Das Schild mit der Aufschrift "Valencia" kam schon lang nicht mehr zum Einsatz. Ich brach die Distanzen bis auf 5km herunter in der Hoffnung, auch nur einen Katzensprung weiterzukommen. Vielleicht sind die Menschen hier auch deshalb so schuechtern, weil sie Angst haben, sie koennten von der Polizei erwischt werden!? In Spanien ist naemlich nicht das Trampen sondern nur das Mitnehmen verboten! Aber um den Sinn zu verstehen, muss man wahrscheinlich studiert haben - Mist! Hab ich ja!🙈

Nunja scheinbar gerade noch rechtzeitig brach ich auch an diesem, eigentlich perfekten Platz, die Zelte ab und fand mich knapp eine Stunde spaeter bei einer bereits geschlossenen Tankstelle wieder. Das nahende Gewitter lies mir keine Wahl! "Heute bleib ich hier!" und nickte meinem Gewissen zu. Was fuer ein Glueck - ein Dach ueber dem Kopf und den Auf- und Abbau des Zelts gespart. Ausserdem fand ich weitere 7 Cent auf dem Gelaende. Was fuer ein Zufall, dass ausgerechnet die 7 meine Glueckszahl ist! Doch damit nicht genug! Auf der Gebaeuderueckseite lief in grossen Schwaellen Wasser aus einer Dachrinne und nur durch meine Deutschlehrerin Frau Harter und den werten Herrn von Goethe (an dieser Stelle ein Dank an beide!) wusste ich was zu tun war. Ich zitiere: "Walle! Walle! Manche Strecke, dass zum Zwecke Wasser fliesse und mit reichem, vollem Schwale zu dem Bade sich ergiesse." Erfrischend! 

Was fuer ein Glueckstag!!!  

 

Frühstück vor der Höllenfahrt
Frühstück vor der Höllenfahrt

Fuer die letzten 250km entschied ich mich, am kommenden Tag einen Zug zu nehmen. Die Katalanen haben es, aehnlich wie die Granitschaedel in der Oberlausitz, tatsaechlich vollbracht meinen Willen zu brechen! 

"Eine Weltreise mit Hindernissen" hiess der Slogan meiner letzten Reise 2015/16 und passte auch an diesem Tage wieder wie die Faust auf´s Auge.

Dem Tankstellenwart "Adios" gesagt und 10km Asphalt später glücklich am Bahnhof angekommen, machte ich es mir später im Zug bei Schokolade und Bierchen gemuetlich, musste einmal, ohne Probleme, umsteigen und fuhr dann weitere 20 Minuten, ehe der Zug abrupt mitten im Nichts zum Stehen kam. "Bestimmt kommt Gegenverkehr!?" Wir warten 5...10... 15 Minuten. Dann kommt zuerst der Schaffner, gefolgt vom Zugfuehrer durch mein Abteil und weiter ins naechste geeilt. Kurze Zeit spaeter kommen sie wieder zurueck, telefonierend und gestikulierend. Ich ahnte schon was hier gleich passieren sollte. Der Schaffner wollte dann ploetzlich mein Ticket sehen. Als ich es ihm gab und "Valencia" anfuegte, waren seine letzten Worte nur "Madre Mia!" Kurze Zeit spaeter der Aufruf zum Verlassen des sinkenden Schiffes. Der Hobel war hinueber aber gluecklicherweise konnten wir zum naechsten Bahnhof noch zurueck rollen! 😁

Der gesamte Zug bestehend aus 2 Schaffnern, einem Zugfuehrer sowie 6 Passagieren machte sich auf den Weg zum Ortskern, wo wir auch nicht lange auf den Schienenersatzverkehr warten mussten. Ich versuchte herauszubekommen, wie lange die Busfahrt andauern soll, was aber ohne Spanischkenntnisse einen erfolglosen Versuch darstellen sollte. Egal. Wir fahren zum naechsten Bahnhof und ich mache mich zum erneuten Umsteigen bereit, werde aber jaeh vom Schaffner gebremst. "Valencia!", sagt er bestimmend und deutet auf meinen Sitz. Draussen wartete eine Meute Spanier, bereit den Bus zu entern. Mein GPS verraet mir, dass es noch ca. 200Km bis Valencia sind. Ich kalkuliere etwa 3h ein. Was ich allerdings nicht einkalkuliert hatte, war der Fakt, dass wir in jedes Nest, in dem der Zug auch gehalten haette, rein und wieder raus fahren mussten. Letztlich musste ich doch noch einmal einen Zug fuer die verbliebenen 50km nehmen, reservierte noch schnell einen Platz im Hostel, ehe ich,  um den Akku zu schonen, dass Handy ausschaltete. Nach knapp 7h hatte ich die 250km hinter mich gebracht. Also fast, dachte ich! "Nur noch eine Haltestelle!" war meine Ueberlegung. Das Handy war ja wie beschrieben im Ruhemodus, so dass ich meine Annahme nicht überprüfen konnte. Nach ca. 20 minuetiger Warterei , schlossen sich wieder die Tueren, der Zug setzte zurueck und liess mich stutzig werden. Kurze Zeit spaeter begruesste der Zugfuehrer alle Mitfahrer freundlich von "Valencia nach Alicante!". Ich wurde hibbelig, doch die Tueren liessen sich nicht mehr oeffnen! Ich ueberlegte kurz die Notbremse zu ziehen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder und eilte durch einige Abteile, um einen Schaffner zu finden - ohne Erfolg! Schliesslich fuegte Ich mich meinem Schicksal und hatte endlich die Direktverbindung die ich eigentlich nach Valencia wollte!...nun eben nach Alicante! 😂 Das ich dadurch noch kostenlos nach Alicante kam, war eher ein schwacher Trost! Mit den verbleibenden 4% Akku konnte ich immerhin noch ein Hostel ausfindig machen, in dem ich gluecklicherweise erst um 12Uhr am naechsten Tag auschecken musste. Meine Vorbereitungen auf den nahenden Triathlon scheinen abermals suboptimal zu verlaufen. Der Zug am naechsten Tag zurueck nach Valencia brachte mich jedoch wieder in die Spur. Ich checke gleich fuer 2 Tage im "Youth Hostel" ein, da ich auch mindestens 2 Tage gealtert bin! Morgen kommt mich dann meine Kumpeline Steffi aus Eibau besuchen. Ich werde mich bemuehen, ihr einen "angenehmen Urlaub" zu verschaffen.


Nach einer ersten Nacht in einem/einer Hostel/Gästehaus/WG mit einigen dubiosen Gestalten, die mir auch gleich meine unbemannte, über dem Stuhl hängende Jacke "klauten", kaum Englisch sprachen und zudem nicht wussten, wie das Kreditkartenlesegerät zu bedienen war, ging es tagsdrauf mit dem Zug ins ca. 50km südlich gelegene Gandìa.


Kurzer Nachtrag noch zu Valencia selbst.

Sie hat bei mir bereits nach dem ersten Tag den Titel "Europas Sportstadt" verdient. Dafür sprechen zum einen der riesige Park, der sich wie ein Fluß durch die Stadt schlängelt und zum anderen 1000e von Menschen die ihrem Sport (Fussball, Rugby, LA, Baseball, Fitness, etc.) in eben jenem Tag für Tag nachgehen. Und auch sonst putzt sich Valencia, wie viele andere spanische Großstädte, mächtig raus. 



Die "Eisenmänner" von Gandìa

Vor dem Start
Vor dem Start
In Gandía angekommen, ging's zuerst zum Radgeschäft. Schließlich habe ich vorgebucht, um ein mögliches Szenario wie in Frankreich zu vermeiden. Meine Augen fingen an zu leuchten, als ich seit langem mal wieder ein wettkampftaugliches Rad, incl. Triathlonlenker, Boardcomputer und, verglichen mit dem franz. X-cross, einigen Kilos weniger auf den Rippen, in den Händen halten durfte. Damit ging es auch gleich noch nach dem Check In im 1*Hotel und vor dem Race Briefing, ein paar Kilometer entlang der Costa Blanca zum Eingewöhnen. Ein herrliches Gefühl wenn der Wind wieder durch die Zahnlücken weht!^^
Nach der "Pastaparty" beim spanisch sprechenden Griechen (!??) wurden die letzten Rennvorbereitungen getroffen, damit am darauffolgenden Morgen auch keine Hektik aufkommen sollte. Und diese sollte, trotzdem ich ein wenig verschlafen hatte, auch tatsächlich nicht aufkommen. Im Gegenteil. Der Start verzögerte sich um knapp 25Minuten und die Freude über den Schwimmstart wurde hörbar, als die Organisatoren das Tragen des Neoprenanzugs gestatteten. Dies ist nämlich erst ab einer Wassertemperatur von 22°C  oder weniger möglich. Glücklicherweise hielt das Wetter durch, da laut Voraussage von Sonne bis Gewitter alles hätte eintreffen können. Dann ging es aber endlich los. Nach einem kurzen Sprung (2m) ins Hafenbecken musste ich, zusammen mit meiner ca. 100 Starter umfassenden Gruppe, einmal durch den kompletten Hafen und zurück schwimmen (1,3km). Doch bereits die ersten Meter waren der Hass. Als ob meine verkürzten Extremitäten nicht Strafe genug wären, kommt auch gleich noch Wasser in der Schwimmbrille hinzu und ich fluche blubbernd vor mich hin, während ich mich Meter um Meter durch das Element kämpfe. Ich komme unzufrieden mit meiner gezeigten Leistung (217. von 232) aus dem Wasser, denke aber wie ein Profi und verstaue mit einem "Trick" Badekappe und Schwimmbrille in einem der Ärmel des Neo's. Nur kurz so viel dazu. Ich sollte die Schwimmbrille nach dem Rennen im Ärmel nicht wiederfinden können. War wohl ein Zeichen!?😉
Der Wechsel aufs Rad lief ebenfalls holprig, genau wie die Straße es entlang der Strandpromenade war. Doch bereits nach den ersten Metern wurde Spanier um Spanier wieder eingesackt! Der 30 km Parcour war flach wie schnell und kam mir sehr entgegen. Ich überholte einige 100.000€ Carbon und konnte mich am Ende über die 7. schnellste Radzeit freuen. Der abschließende 7Km Lauf entlang der Strandpromenade war ebenfalls recht gut und ich konnte weitere Plätze gut machen ohne auch nur ein einziges Mal selbst überholt zu werden. Ich glaube das ist der "Vorteil" wenn man sich beim Schwimmen etwas Zeit lässt!😉 Schlussendlich stand ein ordentlicher 52. Platz zu Buche, der mit weiterem Trainingsfleiß noch Luft nach oben lässt. Eine schöne Veranstaltung die sicherlich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte, aber auch dann nie an ein Niveau der O-See-Challenge heran gekommen wäre! Heimat ist eben Heimat! Bleibt mir treu. Ich tu's schließlich auch!😁

 

Es berichtete fuer Sie: Patrick Lange (Ironman Sieger Hawaii 2017,2018)


Der Kreis schließt sich

Küsschen links, Küsschen rechts
Küsschen links, Küsschen rechts

Weiter ging es via Mitfahrgelegenheit nach Murcia. Dort würden wir in 3 Tagen von meiner Studienfreundin Laly mit zu ihr nach Granada genommen werden. Doch bis dahin wollten wir noch etwas nebst Murcia sehen, machten einen Ausflug zu einer Grotte und in den Süden nach Cartagena, wo wir eine Nacht auf einem „FKK Campingplatz“ verbrachten. D.h. man konnte und musste nicht nackend umher rennen. Das auf jeden Campingplatz eine „verschworene" Gemeinschaft lebt, hab ich dabei schon mitbekommen, aber hier schien es noch extremer. Unsere schweizerischen/belgischen Nachbarn waren nicht nur „leicht bekleodet" sondern obendrein noch sehr nett und so dauerte es nur Sekunden ehe ich einen Hammer zum Heringe einschlagen und Steffi 2 Bier in der Hand hielt. Ein kurzer 15minütiger Lauf zum nächsten „Tante Emma Laden"„ eröffnete uns dann noch die Möglichkeit gemütlich in der Hängematte sitzend, ein Abendessen, sowie ein paar Bierchen bei Vollmond zu genießen. 

Zurück in Murcia nahmen wir einen Bus zum mit Laly vereinbarten Treffpunkt und ich war ein klein wenig aufgeregt, da es immerhin 7 Jahre seit unserer letzten Begegnung waren. Völlig unberechtigt wie sich jedoch herausstellen sollte. Auf der gut 3 stündigen Fahrt tauschten wir gefühlt unsere komplette Lebensgeschichte aus und erinnerten uns an vergangene Tage. Laly lebte zu diesem Zeitpunkt noch bei ihren Eltern, so dass wir dort für die nächsten 3 Tage unser zu Hause fanden. Über Schlittschuhlaufen, Sightseeing und dem erneuten Versuch Tortilla zuzubereiten gab es viel zu entdecken. Wir besichtigten das alte Viertel Albaycin sowie einen kostenlosen Teil der Alhambra, welche beide als Weltkulturerbe geführt werden (bei den nicht kostenfreien Bereichen muss man mit unter Monate im Vorhinein buchen, da täglich nur eine bestimmte Menge an Besuchern hereingelassen wird). Im Gegensatz zum Rest Spaniens ist es in Granada zur Winterzeit jedoch wirklich winterlich. Die umliegenden Berge mit einer Höhe von bis zu 3500m laden im Winter zu so mancher Apres Ski Party ein. Denn feiern kann man in der Sierra Nevada ganz gut. Nach dem kurzen „bye bye" (Normalsterbliche müssen unter der Woche eben arbeiten!) nahmen wir einen Bus nach Cordoba. Bei bestem Regenwetter angekommen, liefen wir durch Cordobas enge Gassen zu unserer Unterkunft. Da es bereits recht spät war, beschlossen wir in ein Restaurant einzukehren. Ich war recht hungrig und hatte bereits nach wenigen Minuten etwas gefunden. Bei Steffi dauerte es noch etwas länger und wir vertrösteten die Kellnerin noch einmal. Weitere 5 Minuten gingen ins Land bis ich die Kellnerin erneut herbeorderte. Steffi war noch immer mit der Karte beschäftigt und musste sich nun entscheiden. Es sollte der gute, altklassische spanische Dorsch werden. Als ich mit meinem Rind und Gaspacho fertig war, gab mir Steffi noch ein Stück des Dorsches ab. „Ess ich ja eigentlich auch ganz gerne" dachte ich mir und ließ ihn die Kehle hinabgleiten. Später im Gästehaus dann ein erstes Grummeln in meinem Bauch. Kurz darauf verschwand es wieder und war kurze Zeit später auch bei Steffi zu hören. Fazit der ganzen Geschichte. Steffi’s Dorsch schwimmt nun im Untergrund Cordobas weiter und meiner kämpfte sich 3 Tage lang durch meterlange Gedärme. Somit war an ein weiteres Sightseeing in Cordoba oder später in Madrid (ausgerechnet während des Aufenthalts im 4* Hotel) nur bedingt zu denken und die ersten 600er „Ibus" durften ihre volle Wirkung entfalten. Da mich dies auch in meinem nichtvorhandenen Trainingsplan zurückwarf, hatte ich wenigstens Zeit mir neue Ausrüstung in Form von Schuhen zu kaufen. Die „alten“ Schlappen (*Februar 2018⚰Oktober 2018) konnten meinen Fleischfüßen nicht wirklich lange standhalten und so darf sich nun ein neues Madrider Asics Pärchen meiner annehmen! Ich bin gespannt!

Madrid war dann auch der Ort an dem meine deutsche Reisepraktikantin und ich uns wieder trennten. Danke für das unkomplizierte Reisen und einen schönen, kalten Winter (schreibt der, der gerade bei 27° auf Mauritius in der Hängematte hängt^^)!

Die letzte Woche diente dazu den spanischen Kreis zu schließen und ich fuhr noch einmal für 2 Tage nach Pamplona, meine neu errungenen Freundschaften zu pflegen und meine Tortillafähigkeiten weiter zu verbessern. Da der Flieger von Barcelona aus ging, nutzte ich die Gunst der Stunde und besuchte ebenfalls noch einen Studienfreund, den ich seit 2010 nicht mehr gesehen hatte. Quique lud mich zu sich ein und teilte ein wenig seiner kostbaren Freizeit mit mir, da natürlich auch er im Arbeitsalltag gefangen war (da komm ich mir schon ein wenig komisch vor - so ganz ohne Arbeit! Aber nur ein wenig😉).

Eine Trainingseinheit in einer der Sporteinrichtungen und ein Wiedersehen mit Oli und Elena (das Hochzeitspaar von vor 3 Wochen!) rundeten meinen 6wöchigen Spanienaufenthalt ab. Was bleibt sind/ist viel Sport, viele neue Eindrücke und viele alte und neue Freunde! Und nun auf zu neuen Ufern!…..Mauritius is calling!